05. November 2020

Das nationale Netzwerk Genomische Medizin fördert den Innovationstransfer in Deutschland

Lungenkrebs ist die häufigste Krebstodesursache bei Männern und mittlerweile die zweithäufigste bei Frauen. Personalisierte Therapieansätze auf Basis molekulargenetischer Tests haben insbesondere beim Lungenkrebs in den vergangenen Jahren zu einem Therapiewechsel und einer höheren Lebenserwartung für die Patienten geführt. Durch eine einmalige bundesweite Kooperation von Wissenschaftlern, Krankenkassen, Kliniken und Ärzten ist es in kurzer Zeit gelungen, ein Sektoren-übergreifendes Netzwerk für die Diagnostik und Behandlung von Lungenkrebspatienten in Deutschland zu etablieren, in dem jährlich über 12.000 Patienten betreut werden. Aktuell haben durch die Kooperation mit den Kassen bereits 80 Prozent der gesetzlich Versicherten Zugang zu dem Netzwerk. 

Verfahren zur Parallelsequenzierung von mehreren Genen, die unter dem Begriff Multiplexanalyse zusammengefasst werden, bilden die Grundlage für individuelle, personalisierte Therapieentscheidungen, von denen insbesondere Patienten mit fortgeschrittenem bzw. nicht operablem Lungenkrebs in den vergangenen Jahren profitiert haben: Für rund ein Drittel dieser Patienten gibt es heute schon personalisierte Therapien, die ein längeres Überleben bei besserer Lebensqualität ermöglichen. 

„Es ist im Rahmen unseres Netzwerkes in wenigen Jahren gelungen, die Zusammenarbeit mit den Krankenkassen so zu erweitern, dass inzwischen über 80 Prozent der gesetzlich versicherten Lungenkrebspatienten Zugang zur qualitativ besonders hochwertigen Diagnostik und gemeinsamen Therapieplanung im Netzwerk haben“, berichtet Univ.-Prof. Dr. Jürgen Wolf, Sprecher des nationalen Netzwerk Genomische Medizin (nNGM) Lungenkrebs und Ärztlicher Leiter des Centrums für Integrierte Onkologie an der Uniklinik Köln. Das Netzwerk wurde im April 2018 mit Unterstützung der Deutschen Krebshilfe als Erweiterung des 2014 etablierten Netzwerks Genomische Medizin (NGM) gegründet und mit den kooperierenden Krankenkassen  immer weiter ausgebaut.

Das Projekt wird vom Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek), AOK-Bundesverband und vom BKK Dachverband unterstützt. Aktuell sind insgesamt schon 48 gesetzliche Krankenkassen beteiligt. Ziel des Netzwerkes ist es, für alle Patienten, die in Deutschland an Lungenkrebs erkranken, die neuen Therapien schnell zugänglich zu machen. Die Erstattung der Diagnostik- und Beratungsleistungen erfolgt vor allem auf der Basis eines Vertrags zur Besonderen Versorgung nach §140a SGB V, der zugleich auch als Instrument zur Sicherung der hohen Qualitätsstands im nNGM dient.

„Im Netzwerk führen aktuell 17 spezialisierte Zentren für über 300 Netzwerkpartner aus Kliniken und Praxen diese umfassende und qualitätsgesicherte molekulare Diagnostik und Beratung durch. Die Behandlung der Patienten kann damit zumeist heimatnah bei den Netzwerkpartnern stattfinden. Denn trotz aller Bemühungen wird die molekulare Testung in der Regelversorgung bei vielen Patienten in Deutschland immer noch nicht oder nicht in vollem Umfang durchgeführt,“ bedauert Univ.-Prof. Dr. Reinhard Büttner, Direktor des Instituts für Pathologie der Uniklinik Köln und ebenfalls Sprecher des nNGM, die Situation.

Mit der Partnerschaft zwischen nNGM und den Krankenkassen wurde zum ersten Mal ein flächendeckendes und Sektoren-übergreifendes Erstattungsmodell für den Einsatz personalisierter Krebsmedizin geschaffen. „Wir sind überzeugt, dass die qualitativ hochwertige Testung und Therapieentscheidung sich in verlängerte Überlebenszeiten für unsere Patienten übersetzen wird. Durch den engen Austausch aller Beteiligten haben wir ein echtes Referenzmodell für die gelungene Translation von therapieverändernder Forschung bis zur Versorgungspraxis geschaffen – was auch als Modell für andere Tumorerkrankungen herangezogen werden kann. Dabei steht die Qualität natürlich an der ersten Stelle und diese muss kontinuierlich und unter Anwendung hoher akademischer Standards gemessen werden“, so Prof. Wolf abschließend.

Quelle: Unternehmenskommunikation der Uniklinik Köln